Ensemble Modern

Über die Veranstaltung

Im Oktober 2001 spielte das EMO unter der Leitung von Pierre Boulez dessen "Notations" für Orchester und verwandelte das Münchner Prinzregententheater, wie in der Bayerischen Staatszeitung zu lesen war, "zum Rockpalast, in welchem die Zuhörer so lange johlten, trampelten und stehend applaudierten, bis sie sich eine Zugabe ertrotzt hatten". Sechs Jahre später kommt der Franzose, der nicht nur in seiner französischen Heimat als führender Kopf der (zeitgenössischen) Musik gilt, mit dem Orchester nach Berlin, wiederum mit den "Notations". "Komponieren ist das Erfinden des Unbekannten" — mit diesem Zitat Adornos wurde Boulez immer wieder in Zusammenhang gebracht. Es könnte aber auch für die Werke von Mark André, Enno Poppe, Matthias Pintscher und Edgard Varèse stehen. André etwa betont den religiösen Aspekt, reflektiert über die "Auferstehung Christi" als Modell über die Entwicklung von musikalischen Räumen "nach dem Unbekannten". Poppe und Pintscher befragen das Bekannte, das Überlieferte neu — der eine bedient sich dabei der "vieldeutigen Chiffren des Organischen", der andere erkennt im Osiris‐Mythos den Prozeß von Ganzheit, Zerfall und Metamorphose. Und Varèse, der 1915 Europa den Rücken kehrte, betrachtete den Titel "Amériques" "nicht in erster Linie als geographisch, sondern mehr als symbolisch für Entdeckungen "neuer Welten, auf der Erde, am Himmel oder im menschlichen Geist".

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