Gewandhausorchester, Andris Nelsons, Anne‐Sophie Mutter: Adès, Lutosławski, Sibelius im Gewandhaus

Über die Veranstaltung

Beide Solowerke für Violine sind demselben Künstler gewidmet. Anne‐Sophie Mutter, deren erklärtes Ziel es ist, sich für neue Musik einzusetzen, brachte die Orchesterfassung von Witold Lutosławskis Partita und Air des Gewandhauskomponisten Thomas Adès zur Uraufführung. Dem introvertierten Air, das 2022 das Festivalpublikum in Luzern verzauberte, steht die quirlige, verspielte Partita gegenüber, deren obligater Klavierpart von ihrer Vorgeschichte als Duo für Streich‐ und Tasteninstrument zeugt. Beide Stücke bekennen sich zu ihren historischen Wurzeln. Die Partita macht keinen Hehl aus Lutosławskis Bewunderung für Bach, und Adès verneigt sich einmal mehr vor seinem Vorbild Sibelius, dem Vermittler zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Dessen 2. Sinfonie verarbeitete Eindrücke einer Europareise. In Rapallo, Italien, entwickelte Sibelius den Plan für ein Festival — vier Tondichtungen und notierte die ersten Motive, die später in die 2. In Florenz kam eine Tonfolge hinzu, die Sibelius mit "Christus" assoziierte und in die Partitur kreuzweise einfügte. Auch die Lektüre von Dantes Göttlicher Komödie soll Spuren in dem entstehenden Werk hinterlassen haben. Der langwierige Kompositionsprozess zerrte an Sibelius' Nerven. Die leichteste Grippe ließ ihn daran zweifeln, ob er lange genug leben würde, um die Partitur zu vollenden. Die enormen Anforderungen der Gattung beunruhigten ihn ebenso wie persönliche Sorgen: Schließlich ist eine Symphonie keine gewöhnliche "Komposition". Sie ist ein Glaubensbekenntnis. Die neue große Sinfonie, inspiriert von Italien und dem Mittelmeer, ist dem großzügigen Baron Axel Carpelan gewidmet, der nie Geld hatte, aber immer wusste, wo er Mittel für Sibelius auftreiben konnte: eine Sinfonie voller Sonnenschein, blauem Himmel und überschwänglicher Glückseligkeit.

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