Jeanne d’Arc, Braunfels, Konzert: Salzburger Festspiel

Über die Veranstaltung

Mit der Ersteinspielung der Oper Die Vögel begann in den 1990er Jahren die internationale Renaissance des von den Nazis verfemten Komponisten Walter Braunfels (1882–1954), der neben Richard Strauss und Franz Schreker zu den erfolgreichsten Komponisten der Weimarer Republik gehörte.

Zu Beginn der zwanziger Jahre war er so anerkannt, dass die größten Dirigenten von Fritz Busch bis Hans Knappertsbusch, von Otto Klemperer bis zu Bruno Walter sich buchstäblich um seine Werke rissen. Als Sohn eines jüdischen Vaters als „Halbjude“ gebrandmarkt, wurden mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten sämtliche Werke von Walter Braunfels verboten. Seines Amtes als Hochschuldirektor in Köln enthoben, ließ er sich in der Nähe von Überlingen am Bodensee nieder. Deutschland verlassen wollte er nicht, aus der „Überzeugung, dass ich schon durch mein Da‐Sein ein Stein war in dem Damm, der gegen den bösen Geist aufgerichtet werden musste, wenn er nicht alles überschwemmen sollte, dann aber auch, weil ich spürte, dass, wenn ich mein Land verließ, ich die wichtigste Wurzel meines Schaffens mit ausrisse.“ In den Jahren der inneren Emigration entstanden unter anderem drei Opern, Die Verkündigung nach Paul Claudel, Der Traum ein Leben nach Grillparzer sowie Jeanne d’Arc. Szenen aus dem Leben der heiligen Johanna, für die der Komponist selbst das Libretto verfasste. In acht in sich abgeschlossenen Bildern zeichnete er den Lebensweg der Märtyrerin ergreifend nach bis hin zu ihrem Tod in den Flammen. Am Ende verkündet der Chor den Sieg des Glaubens. Die Befreierin Frankreichs ist zwar auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden, doch ihr Herz blieb unversehrt – es triumphiert nicht das Böse, sondern die Hoffnung.

1943 vollendet, gelangte diese Oper erst 2001 in Stockholm zunächst zur konzertanten, 2008 dann in Berlin zur szenischen Uraufführung, denn im Unterschied zu Kollegen wie Arnold Schönberg erlebte Braunfels nach 1945 keine Wiedergutmachung ideeller Art. Sein durch die Spätromantik bestimmtes Œuvre passte nicht mehr in das avantgardistische Musikleben der Nachkriegszeit.

Einer größeren Öffentlichkeit zugänglich wurde Jeanne d’Arc jedoch erst durch die 2010 erfolgte Veröffentlichung der erwähnten konzertanten Uraufführung unter Manfred Honeck mit Juliane Banse in der Titelrolle auf CD, die mit dem Deutschen Musikpreis Echo Klassik 2011 in der Kategorie „Welt‐Ersteinspielung des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Weitere Werke von Braunfels fanden in den vergangenen beiden Jahren vermehrt auf die Bühne oder in den Konzertsaal. In einem Essay über das neuerwachte Interesse an dem verbannten wie verkannten Komponisten schreibt Eva Gesine Baur: „Unter der Schminke der Coolness verbirgt sich heute bei vielen die Sehnsucht nach Passion. Nach Musik, die sie an der Seele packt, die keinen entlässt und jeden mitschleift bis zum Schluss. “

 (Dramaturgin, Ronny Dietrich)

Konzertante Aufführung, mit deutschen und englischen Übertiteln.

Manfred Honeck, Musikalische Leitung

Alois Glaßner, Choreinstudierung

Wolfgang Götz, Einstudierung Kinderchor

Juliane Banse, Johanna

Bryan Hymel, Hl. Michael

Pavol Breslik, Karl von Valois

Thomas E. Bauer, Erzbischof von Reims / Florent d'Illiers

Michael Laurenz, Cauchon

Norbert Ernst, Colin, ein Schäfer

Tobias Kehrer, Jacobus von Arc

Johan Reuter, Gilles de Rais

Ruben Drole, Herzog von La Trémouille

Martin Gantner, Ritter Baudricourt

Wiebke Lehmkuhl, Lison, seine Frau

Mitglied des Young Singers Project, Hl. Katharina

Mitglied des Young Singers Project, Hl. Margarete

Salzburger Bachchor

Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor

ORF Radio‐Symphonieorchester Wien

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