Über die Veranstaltung
In dieser Spielzeit lädt das Theater an der Wien zur Uraufführung von Lera Auerbachs Oper "Gogol" ein.
Auerbachs "Gogol" ist eine Oper in neuen Szenen und 3 Akten und wurde speziell für das Theater an der Wien komponiert.
"Für diese Oper wünsche ich mir nicht einen historischen Bericht von Gogols Leben kreieren, sondern ein traumähnliche Vorstellung seiner inneren Leidenschaft, seines Wahnsinns und seines Genies… "Gogol" ist letztendlich eine russische Oper, und die russische Geschichte ist dabei ein albtraumartiges Märchen, aus welchem das Land niemals erwacht." — Lera Auerbach auf ihrem Blog, 2. April 2011
Besetzung
Musikalische Leitung, Vladimir Fedoseyev
Inszenierung, Christine Mielitz
Bühne, Johannes Leiacker
Licht, Stefan Bollinger
Kostüme, Kaspar Glarner
Choreografie, Arila Siegert
Dramaturgie, Christian Baier
Nikolaj Gogol, Bo Skovhus
Bes, Ladislav Elgr
Poshlust/ Hexe, Natalya Ushakova
Tod, Stella Grigorian
Maria (Gogols Mutter)/ Braut Nr. 1, Tatyana Plotnikova
Priester/ Herr Doktor/ Vijs Stimme, Dejan Vatchkov
Braut Nr. 2/ Stimme der Nymphe, Anna Gorbachyova
Braut Nr. 3, Iwona Sakowicz
Richter, Tim Severloh
Staatsanwalt/ Verteidiger, Falko Hönisch
ORF Radio‐Symphonieorchester Wien
Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner)
Die russische Komponistin Lera Auerbach hat bereits in fast jeder musikalischen Gattung Aufsehenerregendes geschaffen. Als Pianistin ist sie ebenfalls in den großen Konzertsälen in aller Welt regelmäßig zu Gast, und ihre poetischen Texte sind in Russland Pflichtlektüre an Schulen und Universitäten. Für das Auftragswerk des Theater an der Wien hat sich die 1973 in Tscheljabinsk am Ural geborene Komponistin den Dichter Nikolai Gogol (1809‐52) als Zentralfigur gewählt.
In seiner letzten Lebensphase steigert sich Gogol immer mehr in einen religiösen Wahn hinein: Sein Werk hält er für Sünde, er verbrennt den zweiten Teil seines großen Romans Die toten Seelen. Schließlich verweigert er die Nahrungsaufnahme. In seinen letzten Stunden wird der Sterbende von den fantastischen Figuren seiner eigenen Werke heimgesucht – dabei erweisen sie sich als vernünftiger als er selbst es zu diesem Zeitpunkt ist. Gogol hat seine frühere Existenz verleugnet und verworfen, diese nimmt nun Rache. In einem furiosen Bilderreigen durchlebt Gogol – begleitet von dem Teufel Bes, einer Art Alter Ego, – Teile seines Lebens: Seine fluchtartige Reisen durch Europa, Erinnerungsfetzen an seine Mutter, die Sehnsucht nach Liebe und seine Zeit als Dozent. Die Zeit scheint aus den Fugen zu geraten. Gogol tanzt mit Frau Tod. Am Ende sitzen die Kritiker und seine eigenen Figuren über ihn zu Gericht. Völlig verängstigt und verstört verhungert Gogol.
Die Oper ist weniger eine Biografie als vielmehr eine poetische und satirische Annährung an einen der größten russischen Dichter, dessen inneres Leben rätselhaft und faszinierend ist wie seine eigenwilligen Werke, mit denen er die russische Literatur nach Alexander Puschkin neu definierte. Lera Auerbachs Kompositionsstil ignoriert dabei zwanghafte Moden zeitgenössischen Komponierens. Sie hat einen eigenen Ton voll stilistischer Freiheit und dramatischer Kraft gefunden, dabei kombiniert sie atonale und tonale Elemente, die Geschichte der europäischen Musik ist in ihren Werken stets präsent.