Gewandhausorchester, Andris Nelsons: Adès, Sibelius im Gewandhaus

Über die Veranstaltung

Erleben Sie im Leipziger Gewandhaus das Gewandhausorchester und herausragende Solisten unter der Leitung von Andris Nelsons bei einer fesselnden Aufführung von Werken von Adès und Sibelius.

Weitläufig wie das Universum entfalten sich die sieben Abschnitte des Klavierkonzerts von Thomas Adès, die der biblischen Schöpfungsgeschichte folgen. Mit dem Erscheinen des Pianisten beginnt alles im Chaos, das Licht wird von der Finsternis geschieden. Im zweiten Abschnitt teilt sich das Wasser und ergießt sich in endlosen Schuppen in den Himmel oder in die Tiefe des Meeres. Der dritte Abschnitt ist dem Land und der Vegetation gewidmet, der zentrale vierte den Sternen. Anschließend breiten sich die Lebewesen auf dem Land und im Wasser mit den Stimmen einer Fuge aus. Der Schlüssel zum Verständnis des Zyklus ist die Kontemplation an siebter und letzter Stelle: Erst hier erscheint die musikalische Grundidee in ihrer reinsten Form.
Jean Sibelius, Adès' erklärter Lieblingskomponist, greift in seiner Tondichtung Luonnotar von 1913 die Schöpfungsgeschichte des finnischen Kalevala‐Mythos auf. Eine Sopranstimme singt von der Erschaffung des Universums aus einem Ei. Mystisches Zittern erfüllt auch die ersten Takte seiner 5. Sinfonie. Gleichzeitig beschwört Sibelius die große Tradition der symphonischen Anfänge und verweist auf einen anderen bedeutenden Weltanfang in Es‐Dur: Wagners Rheingold‐Vorspiel. Der Schluss der 5. Sinfonie ist beunruhigend in seiner Wirkung. Harte, brutale Akkordschläge durchbrechen abrupt das große Klanggewölbe der sonst so freundlichen Fünften. Es ist die Frage gestellt worden, wie Sibelius während des Ersten Weltkriegs eines seiner feierlichsten und optimistischsten Werke schaffen konnte. Die Antwort findet sich in diesen explosiven Schlussakkorden.

Nützliche Informationen

Das Gewandhausorchester steht aufgrund seiner Geschichte in besonderer Weise für bürgerschaftliches Engagement. Mit Blick auf die Herausforderungen der Gegenwart und das gemeinschaftsstiftende, inspirierende und transformative Potenzial von Musik hat es 2022 eine Demokratie‐Initiative gestartet. Zu drängenden Fragen der Gerechtigkeit, der Ressourcen, der Medien, der Institutionen, der Bildung, der Identität, der Resilienz und des Glaubens treten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der Kultur miteinander, mit dem Publikum und mit musikalischen Darbietungen in den Dialog.

"Resonanz" ist das Motto über der musikalisch inspirierten, kulturell initiierten Auseinandersetzung mit Grundwerten, Demokratieverständnis und gesellschaftlichem Miteinander. Wir laden Sie ein, an runden Tischen mitzudiskutieren und in Workshops und Performances politische, soziologische, akustische und zwischenmenschliche Facetten von Resonanz experimentell zu erforschen und musikalisch zu erfahren. Inspiriert von musikalischen Kunstwerken öffnen wir Räume für Stimmen der Gegenwart und für Ideen, die das Gemeinwohl stärken — im Austausch zwischen allen, die die Gesellschaft mitgestalten wollen.

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